Die Blätter fallen


Der Himmel glüht in Kürbisfarben
Gesegnet, hell, fast ohne Narben
Und Wolken ziehen unbeirrt
Über die Welt, die lauscht und hört

Ein Rascheln unter meinen Füßen
Insekten, die verwundert grüßen
Es riecht nach Feuer und Gewürzen
Während sanft Tropfen abwärts stürzen

Sie schimmern warm und bunt im Lichte
Winzige Bühnen für Gedichte
Der Augenblick scheint eingefroren
Der nächste blass und ungeboren

Es knistert nah, wie von Maronen
Die brave Kinder sanft belohnen
Auch Wehmut schwingt im kalten Winde
Erhaben zittern Ast und Rinde

Und auch ein Klacken wie von Eicheln
Die sanft sich necken oder streicheln
Elektrisch sich im Tanz berühren
Denn jedes Klacken kann ich spüren

Der Wind bläst kräftig, voll Aromen
Der Kopf er platzt fast vor Phantomen
Die wimmelnd, unstet, herbstlich schwingen
Und Bindungen in Aufruhr bringen

Ich seh’ das Laub zu Boden segeln
Wie Blattwerk folgt’s den Schöpfungsregeln
Jetzt, wo das Leben abgelaufen
Getrennt, feucht, rötlich fällt’s zum Haufen

So stehe ich im bunten Treiben
Könnt’ Bücher, Lieder, Epen schreiben
Hätt’ ich noch Hände, um zu greifen
Die nicht zerfetzt am Fleischstock schweifen

Der Blick verschleiert wie von Tränen
Gäb’ es noch Wasser herzunehmen
Jenseits der dicken roten Tropfen
Die sich vom rohen Leib abklopfen

Während die Augenbühne endet
Die Netzhaut fällt, den Sehnerv blendet
Wat’ ich mit knochenweißen Stümpfen
durch schillernde Gewebesümpfe

Die Pilzmagie nahm sich die Schatten
Nahm alle Chancen, die wir hatten
Die zweiten, dritten, ungezählten
Den Armen und den Auserwählten

Die Zeit des Leidens geht zu Ende
Der Herbst bringt die erhoffte Wende
Und ziellos, blicklos, schwank’ ich weiter
Nun bin ich taub und seltsam heiter

Hab nur noch Rauschen in den Ohren
Von Außen. Innen ruft verloren
Geborgenheit samt Herbstgeschichten
Erheben sich, den Schmerz zu schlichten

Bilder von bess’ren, schönen Tagen
Von Aufbegehren statt Ertragen
Von träumen, reden, rennen, wagen
Von Hoffnung, Freude, scheuen Fragen

Nach einer herrschaftsfreien Welt
Wo jede Stimme gleichsam zählt
Und nicht, wer sich für besser hält
sein Blatt spielt und ein jeder fällt

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