Hüter des Verfalls: Es gibt keine Zeit

Denke einmal darüber nach. Der Stuhl oder die Couch auf der du gerade sitzt, werden eines Tages verfault und von Schimmel überzogen sein. Dein Schreibtisch wird geborsten und fleckig an den verfaulten Wänden deines verfallenen Zimmers lehnen. Die Tapeten werden gleich lepröser Haut in Streifen herabhängen und den Blick auf brüchiges feuchtes Mauerwerk freigeben. Dein hübsches und sauberes Badezimmer wird sich in einen abstoßenden Tempel der Fäulnis und des Moders verwandelt haben. Schimmel, Dreck und Staub werden sich über Waschbecken, Spiegel, Dusche und Wasserhähne ausgebreitet haben, aus denen vor langer Zeit das letzte stinkenden Wasser getropft ist.

Und in inmitten von all dem werden SIE die Herschafft übernehmen. Die fahlgesichtigen Geister der Vergangenheit. Die Hüter des Verfalls. Groteske Gestalten mit langen Armen, schuppiger fahler Haut und lippenlosen kleinen Mündern. Erfüllt von Hass auf das Leben und der Freude am Vergehen werden sie umherstreifen. Sie werden pelzige verfaulte Speisen aus deinem vermoderten Kühlschrank kosten, werden ihre übelriechenden Körper auf den Überresten deiner Möbel zur Ruhe betten. Sie werden gierig in gesprungene Fenster und zersplitterte Spiegel blicken und nach dem geringsten Anzeichen von Leben ausschau halten, um es zu ersticken und ihm den süßlichen Kuss der Fäulnis zu schenken.

Das alles wird passieren. In siebzig Jahren. Oder in hundert. Lange nach deiner Zeit. Warum also sollte es dich kümmern?

Nun. Du magst es vielleicht nicht wissen, aber der beruhigende Schild der Zeit hinter dem du dich versteckst, ist nur eine Illusion. Alle Existenzen, alle Dimensionen existieren genau in diesem Moment. Alle Zustände. Alle Räume. Alle Kreaturen. Und manchmal… manchmal… können sie dich sehen…

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